Florida Keys 2011
Eigentlich ist es nicht mehr authentisch einen Bericht über
die Angelerlebnisse aus dem letzten Jahr zu schreiben. Nun ja, ich versuche es
trotzdem.
Bisher konnte ich all meine Angelurlaube in zwei Kategorien
einteilen. Entweder es war ein akribisch geplanter reiner Angelurlaub, der
retrospektiv immer ein Volltreffer war, oder es war „Familienurlaub“ bei dem
ich das ein oder andere Mal einige Würfe machen durfte. Letztere Urlaube waren
aber durch die Bank weg von wenig Erfolg gekrönt.
Nun ist es didaktisch nicht besonders clever den
Spannungsbogen am Anfang zu brechen. Aber auch das versuche ich trotzdem und
hoffe, dass Ihr den Artikel bis zum Ende lesen werdet.
Es war klar, dass ich im Juni 2011 für ca. 10 Tage in
Florida sein werde. Natürlich hatte ich einige Fantasien (Grand Slam; Snooks)
die, wie sich später herausstellen sollte, leider nicht zu realisieren waren.
Man sollte im Voraus wissen, dass im Juni Hauptsaison zum
Fischen auf Tarpon und Bonies ist. Daher war es nicht einfach einen Guide zu
finden. Es hat mich viele, viele Emails gekostet um einen guten Guide zu
finden, der noch einen Tag frei hatte. Und da haben wir wieder das zentrale alte
Problem, dass wir der Gattin klar machen müssen, dass es durchaus üblich ist
600$ für einen Guide zu bezahlen. Schwierig, schwierig!
Ich hatte Glück und konnte Dexter Simmons für einen Tag
buchen, da ein anderer Fliegenfischer abgesagt hatte. Und so freute ich mich
auf einen ganzen Tag auf dem Skiff kurz nach unserer Ankunft auf Key West. Es
ist unbeschreiblich schön mit dem Auto über die Keys zu fahren. Überall
smaragdgrünes Wasser, eine Insel nach der anderen, tolle Aussicht und Angler
ohne Ende...
Überall Angelboote auf Trailern, Geschäfte die Tackle und
Bait anboten und an jeder Uferstelle Angler, die mit unterschiedlichsten
Methoden versuchten Fische zu überlisten. Am Vortag des Guidings erfolgte der
erste große Dämpfer als ich mit Dexter telefonierte. Für den Tag meines
Guidings war Mistwetter angesagt!!! Und bei Wind und Wolken ist Sightfishing auf Bonie und Co.
unmöglich. Verschieben konnten wir das Guiding leider auch nicht, da Dexter die
nächsten Wochen ausgebucht war. Es blieb also nichts übrig, als das Beste
daraus zu machen. Dexter schlug vor zumindest einen halben Tag auf Tarpon in
den Channels zu fischen und wir verabredeten uns für den Folgetag für früh am
Morgen. Die Channels sind bis zu 30m tiefe, strömungsreiche Rinnen, die die
Keys durchziehen und den Atlantik mit dem Golf von Mexiko verbinden. Noch im Dunkeln wurde das Skiff zu Wasser gelassen und schon
ging es raus aufs Wasser. Dexter hatte sich für einen Channel östlich von Big
Coppitt Key entschieden. Er machte das Skiff fest und dann ging es endlich los.
Das Wetter war wie erwartet. Viel Wind und Wellen – hätte besser sein können... Zwar hatte ich ebenfalls Tackle dabei, doch eine 12er Rute
hatte ich nicht im Gepäck, so dass ich gern Dexters Material in Anspruch nahm.
Alles vom aller Feinsten. Sage Xi2 und Billy Pate Rolle. Um in den Channels die
Tarponfliegen auf Tiefe zu bringen, waren Sinkschnüre erforderlich. Dexter
hatte vorfertigte Hard Mono Vorfächer mit herkömmlichen Tarponfliegen dabei.
Schon verrückt mit diesen kleinen Wurmfliegen auf diese überdimensionierten
Heringe zu fischen. Die Fliegen werden übrigens im Zeitlupentempo geführt. Es dauerte nicht lange bis mir der erste Schauer über den
Rücken lief, da ich die erste Tarponschule an der Oberfläche zeigte. Bisher
hatte ich keine Vorstellung darüber, was „rollen“ der Tarpons bedeutet. Man
muss dieses Schauspiel einmal selber erlebt haben, wie sich diese Fische der
Meterklasse sich an der Oberfläche wälzen. Während der ersten 2 Stunden konnten
wir viele Tarpons beobachten, wie sie den Channel querten. Weiterhin gesellte
sich die ein oder andere Schildkröte hinzu, was besonders meine Frau freute,
die mit an Bord war. Ein tolles Naturschauspiel. Aber ich wollte unbedingt
meinen Tarpon!!! Eine knappe halbe Stunde später bekam ich meine Chance. Es
fühlte sich erst wie ein Hänger an und als ich langsam die Schnur auf Spannung
nahm, setzte sich der Hänger plötzlich in Bewegung. Zuerst hat der Tarpon nicht
bemerkt, dass er am Haken hing aber als ich den Anhieb setzte, änderte sich die
Situation schlagartig. Wie gesagt, ich hatte eine 12er Rute in der Hand... Die
Bremse der Billy Pate Tarpon war bis zum Anschlag zu... Und trotzdem hat der
Hering mal eben ca. 100 Schnur genommen. Ich konnte gar nicht so schnell
gucken, wie die Flugschnur draußen war. Und so schnell wie es begann, endete es
auch, denn beim ersten Sprung kam mit die Fliege wieder entgegen...
F***!!!
Tja, Tarpon Anfängerfehler!!!
Nur einen Anhieb gesetzt, und der war auch noch zu sanft!!!
Um die Fliege in das harte Maul zu bekommen sind mehrere
Anhiebe mit viel Kraft erforderlich.
Super!!! Hinterher ist man immer schlauer!!!
Danach konnten wir uns die Fischerei schenken, da ein Trupp
Delphine unseren Channel heimsuchte. Und wie die Delphine kamen, verschwanden
die Tarpons. Also war mein Fazit des Guidings auf das ich mich so lange
gefreut habe eher ernüchternd. Zumindest hatte ich mal einen am Band... Ein schwacher Trost! Dexter verriet mir zum Abschied noch einige nette Uferspots
auf Big Coppit Key wo ich die Chance hätte sowohl Babytarpon als auch Permit
und Bonefish zu fangen.
Kleiner Tipp für alle Golfer: Der Golfplatz auf Key West ist sehr zu
empfehlen, da in den Wasserhindernissen, die in Verbindung zum Meer stehen oft
Babytarpons ihr Unwesen treiben... Also immer eine Fliegenrute ins Golfbag
stecken.
Am nächsten Tag besorgte ich mir eine Saltwater Fishing
License und anschießend versuchte ich mein Glück gegen Abend auf Babytarpon.
Die License bekommt man in jeder Marina. Man benötigt keine, wenn man mit einem
Guide unterwegs ist. Dexter empfahl mir einen kleinen Channel, der bei
Tidenwechsel eine starke Strömung bekam. Die Stelle in diesem Mangrovenkanal
sah sehr vielversprechend aus, aber ich fischte ca. 2 Stunden ohne Fischkontakt
oder Sichtkontakt.
Es sollte einfach nicht sein...
Am nächsten Tag konnte ich wieder die ein oder andere Stunde
vom üblichen touristischen Dasein abzwacken und war wieder am Wasser unterwegs. Allerdings versuchte ich mein Glück diesmal an einer anderen
Stelle die Dexter empfahl. Es war ein großes Flat, auf das ich hinauswatete. Ich nahm
mir einen vielversprechenden Abschnitt vor und fischte auch hier ca. 2 Stunden.
Die Highlights waren ein Ammenhai der gemütlich durch die Algen schwamm, ein
Barakudabiss, der mir mein Hard Mono Vorfach durchbiss und mit der Fliege
verschwand und ein 3er Trupp Permits die einmal kurz in Wurfweite vorbei
schwammen. Ich hatte nur einen Wurf um meine Chance zu waren einen der Jungs an
den Haken zu bekommen. Zum Glück passte die Fliege. Einer der Permits scherte
kurz aus um der kleinen Krabbe zu folgen, hatte aber kein Interesse sie zu
nehmen... Mist!!!
Naja, immerhin Fischkontakt!!!
Am nächsten Tag ging es Richtung Bahia Honda State Park.
Dies ist wohl einer der schönsten Abschnitte der Keys mit Postkartenstränden.
Ab und zu stakte ein Skiff mit Fliegenfischer on top vorbei. Einfach
traumhaft!!! Natürlich war die Fliegenrute mit dabei und ich machte ein
paar Würfe an der Strömungskante an der alten Brücke. Die meiste Zeit war ich
damit beschäftigt die beiden Snooks, die ich im Flachwasser beobachtet hatte,
anzuwerfen und zum Biss zu überreden. Fast jedes Muster legte ich den beiden
vor in jeder nur erdenklichen Führungsweise. Alles ohne Erfolg. Tja, mittlerweile hatte ich genug Chancen um endlich mal
einen Fisch zu landen.
Es sollte einfach nicht sein...
Am darauf folgenden Urlaubstag erschlich ich mir noch einen kleinen
Feierabenddurchgang auf dem Flat. Diesmal watete ich in die andere Richtung zu
einem kleinen Channel. Hier dauerte es nicht lange, bis ich den ersten Biss
bekam. Und Zack – Fliege ab! Ich fischte mit kleinen Shrimpmustern und dachte
natürlich erst einmal an einen insuffizienten Knoten. Beim nächsten Versuch das
gleiche Spiel. Wieder war die Fliege weg. Tja, man unterschätzt das Gebiss der
halbstarken Barrakudas... Nachdem ich mein dickstes Vorfach angeknotet hatte
konnte ich auch endlich die Fische landen, die da ihr Unwesen trieben.
Allerdings war außer einiger Barrakudas der 40-50cm Klasse nichts mehr zu
holen. Aber die Jungs geben ordentlich Gas und es macht viel Fun auf Barrakudas
zu fischen.
Tja, ich wünschte es gäbe mehr zu berichten, aber mehr Zeit
konnte ich mir zum Fliegenfischen leider nicht nehmen.
Wenn ich also meine Keys Erfahrung kurz zusammen fasse, dann
bleibt ein Tarpondrill, ein Permitnachläufer und ein paar kleinere Barrakudas. Insgesamt weisen die Keys einen erhöhten Befischungsdruck
auf. Man findet aber immer einen Abschnitt, den man für sich allein hat. Mit
den Booten (Skiffs) sah das mitunter anders aus. Wir haben oft mehrere Boote
auf einer Stelle gesehen.
Ich freue mich jedenfalls schon auf meinen nächsten Besuch in Florida...
PS: Die Bilder gibt's in der Galerie!