Doc Rods Flyfishing

Ist es das wert???


Diese Frage stelle ich mir oft und hinterfrage so manche meiner Aktionen.
...und das nicht nur wenn’s ums Angeln geht!

Stellen wir uns folgendes vor...
Man möchte an die Küste fahren und den Meerforellen nachstellen. Es ist Herbst, sagen wir mal Ende Oktober und die Fangmeldungen der letzten Wochen sind mehr als vielversprechend. Eigentlich ist die Sache klar: Ab ans Wasser!!!
Wenn da nicht vorher folgende Kausalitätskette zu knacken wäre....
Viel Stress im Job, die Frau macht Examen, viel zu wenig Zeit und stetig steigender Frust bei jedem verstrichenen Tag, den man nicht am Wasser sein kann!!!
Was bleibt also???
Irgendwie werden doch 2 Tage freigeboxt und man stürzt nach einem arbeitsintensiven Nachdienst an die Küste. Manche denken an dieser Stelle sicher schon „krasse Leistung“ und andere nennen so etwas einfach nur bescheuert. Aber damit nicht genug. Jeder weiß wie entscheidend die Witterungseinflüsse und die Gezeiten beim Mefofischen sind. Natürlich wird stets penibel die Wetterprognose vor etwaigen Trips gecheckt und mitverfolgt. Vor besagtem Trip stand Folgendes an:

Vollmond
Wind auf Nord drehend mit Böen bis 6-7Bft
Kälteeinbruch

Nun kann man bei nüchterner Betrachtungsweise nur zu dem Schluss kommen:
„Die haben ein Rad ab!!!“

Ich glaube aber, dass man hier unterschätzt, welche Anziehungskraft vom Wasser, in diesem Fall von der Küste, ausgeht, wenn schon zu lange Frust aufgrund mangelnder Gelegenheiten geschoben wird. Da sind geistig umnachtete Fliegenfischer zu allem fähig. Unsere Frauen sagen dazu schon gar nichts mehr außer: „Das musst Du selber wissen!“ Und suggerieren uns damit schon „Du bist völlig bescheuert“ und „wehe Du fährst!!!“.
Natürlich hat man in solchen Situationen stets da ein oder andere Ass im Ärmel mit z.B.: „Du brauchst auch mal Zeit für Dich“. Und von den Witterungseinflüssen auf die Fischerei haben unsere besseren Hälften meist eh keine Ahnung, also wozu schlafende Hunde wecken...

Wie es halt so kommt, sind wir trotz der schlechten Bedingungen natürlich an die Küste gefahren. War ja klar!
Aber eigentlich kann ja nun nichts mehr schief gehen, wenn man sich klar macht, dass jede gefangene Meerforelle ein Bonus ist, mit dem man nicht gerechnet hat.

Ich uns eigentlich sch..... egal...
Hauptsache mal wieder ans Wasser!!!

Zunächst hatten wir uns Fünen, genauer Baring Vig auf der Westseite, für unsere erste Stippvisite ausgeguckt. Fünen im Herbst ist immer eine Bank und da geht immer was. Wind von West und leicht bewölkter Himmel machten einen viel versprechenden Eindruck. Nach 2 Stunden ohne einen Anfasser, Nachläufer oder irgendeiner Oberflächenaktivität entschlossen wir uns zu einem Standortwechsel. Auffällig war auch, dass sehr wenig Nahrung im Wasser unterwegs war. Es ging wieder zurück nach Jütland um sich doch noch mal die ein oder andere Stelle am Kolding Fjord vorzunehmen. Bei dem drohenden Nordwind entschieden wir uns zuerst für das Nordufer, kamen aber bei der Besichtigung des Fjordes zu dem Schluss, dass wir das aufziehende schlechte Wetter ruhig am Südufer in Kauf nehmen wollten. Gesagt getan ging es wieder hoch motiviert ans Werk. Auch gestaltete sich die Fischerei als nicht gerade einfach. Der Wind frischte zunehmend auf und machte die Fischerei immer ungemütlicher. Gut war allerdings das der Wind von der Wurfhand weg kam und somit das Werfen kaum kompromittierte. Und tatsächlich war hier etwas mehr los. Natürlich stürzten sich die Trutten nicht auf die Fliegen. Aber immerhin bekamen wir den ein oder anderen Anfasser. Und selbst unter den härtesten Bedingungen mit 5-6 Bft in your Face ging etwas.

Wir konnten eine kleine Mefo landen und haben eine gute Forelle Long Line released. Gegen Abend flaute der Wind wieder ab und drehte wieder auf West. Es war deutlich kühler geworden. Die Beisslaune der Mefos änderte sich aber nicht. Während des Abenddurchgangs war außer einem Nachläufer und einem guten fulminanten Biss, der fachmännisch versemmelt wurde nicht mehr zu holen. Obwohl, stimmt gar nicht... Ein kapitaler Dorsch von mindestens 15cm konnte nach spannendem Drill gelandet werden.
Gut durchgefroren ging es zu Klaus auf den Camping Platz...
Nach viel Single Malt, Moods und einem zünftigen Essen mit viel Diskussionsbedarf über die ausgelassenen Chancen und die schlechten Bedingungen (schließlich muss ja immer wer anderes Schuld haben!) ging es in die Falle.
Wir hatten uns überlegt am folgenden Tag etwas weiter südlich um Als mal die Lage zu peilen. Die Fahrt gen Süden war ebenfalls anderes, als erwartet, da es über Nacht ca. 5cm Neuschnee gegeben hat. Auch nicht schlecht!!!
Wenigstens schien die Sonne und es wärmte sich schnell auf.
Unsere erste Stelle floppte gewaltigt. Nicht ein Anhalt für Fisch. Also weiter...
Nun nahmen wir uns den Augustenborgfjord auf Als vor. Der Wind frischte zwar auf, kam aber wie gestern von der richtigen Seite. Also alles tutti und rein in die Watbüx. Beim Auftacklen kamen uns 2 Fliegenfischer entgegen. Sie berichteten von zu starkem Wind und von einem Schneiderdurchgang. Egal! Und schon ging es wieder los. Der Abstieg von der Steilküste war auch sehr interessant und führte zu einigen blauen Flecken und drohendem Materialbruch. Ging gerade noch mal gut und Hauptsache war:
Die Rute hat nichts abgekriegt!!!
Ach ja und siehe da... Wäre man nicht so Angelgeil gewesen und hätte sich den Bereich genauer angeschaut, dann wäre bestimmt der bequeme Fußweg aufgefallen.
Schöne Leistung!!!


Endlich ging es weiter. Die ersten Stunden tat sich nichts. Da der Wind merklich auffrischte aber leicht auflandig war, sammelten sich wohl mehrere Mefos direkt unter Land. Direkt am Ufer konnten wir so fast auf Vorfachlänge einige halbstarke Mefos erwischen. Ab frühen Nachmittag flaute die Beisslaune aber ab und wir bekamen nur noch vorsichtige Anfasser.



Die Rückfahrt war beim einsetzten Ferienende mit ca. 1,5h Stau übrigens auch ein Traum.

Also bleibt zusammen zu fassen, dass eigentlich so richtig nichts Zählbares rumgekommen ist. Natürlich musste man sich zuhause den schnippischen Bemerkungen hingeben. War ja klar...

Um zur Überschrift und unsere Ausgangsfrage zurückzukommen...

Ist es das wert?
Der ganze Stress für ein paar halbstarke Fische?

Wir glauben schon und würden es jederzeit wieder machen!!!
Es geht uns nicht um die Größe oder Anzahl der Fische, sondern um Qualität der Fischerei und die Zeit, die man am Wasser verbringen darf.

War ein geiler Trip!!!

(Und ein wenig stolz ist man trotzdem auch auf das, was man unter diesen Umständen erreicht hat!!!)

Tight Lines
Team DR