Doc Rods Flyfishing

Australien, Queensland Mai/Juni 2010


…es war endlich soweit!!!
Die lang ersehnte Reise nach Down Under ging nun endlich los. Mit im Gepäck natürlich eine Fliegenrute (wie immer!!!). Man muss sagen leider nur „eine“ Fliegenrute. Schließlich war es kein Angelurlaub und ich würde auch nur gelegentlich die Möglichkeit zum Fischen bekommen. Aber welche Rute ist die richtige für so abwechslungsreiche Bedingungen? Ich entschied mich für einen Mittelweg mit einer kräftigen 8er Rute, da ich die meiste Zeit vermutlich vom Ufer im Salz- oder Brackwasser auf nicht allzu große Fische fischen würde. Ebenfalls im Gepäck waren 2 Rollen. Die erste mit einem 9er floating Basstaper und die Zweite mit einer 8er intermediate bestückt. Gemeinsam mit einer großen Auswahl an gängigen Salzwasserfliegen und diversem Vorfachmaterial, verstaut im Chestpack, ging es nun auf die Reise. Nach den zuletzt erschienenen Berichten zum Fischen in Queensland waren die Erwartungen an die Qualität der Fischerei und die zu erwartenden Fische natürlich sehr groß. Ich wollte auf keinen Fall die Gelegenheit versäumen zumindest ein paar Würfe auf Barramundi in den Estuaries zu machen und den vielen Stachelmakrelenarten an der Küste nachzustellen. Vielleicht hätte ich ja die Möglichkeit den ein oder anderen GT zu fangen? Der Austalienaufenthalt begann nach einem prolongierten und für den Habitus nicht gerade förderlichen Flug in Melbourne. Nach einigen wunderschönen Tagen in Victoria ging es endlich ins ersehnte Queensland.

Nach 3stündigem Flug aus Melbourne konnte ich das tropische Queensland mit all seinen Facetten erleben. Mit der anstehenden Wetsaison bestanden ausgezeichnete Möglichkeiten in einem der Flüsse einen Barramundi zu erwischen. Dies stellte sich allerdings als deutlich schwieriger heraus.
Mit dem Mietwagen ging es erstmal Richtung Norden. Ziel war der Daintree National Park ca. 1-2 Autostunden von Cairns entfernt. Auf dem Weg dorthin überquerten wir eine Vielzahl von Flüssen, die alle für mich randvoll mit Barramundis zu sein schienen. Interessant war vor allem die Gewässerbeschaffenheit. Einige waren trüb durch die lehmrote Erde und einige, kurioser Weise direkt daneben gelegen, waren glasklar. Das hier die Uhren ein wenig anders ticken, wurde mir klar, als ich versuchte ans Wasser zu gelangen. Das sollte man wirklich nur tun, wenn man sich auskennt, da es in fast jedem küstennahen Fluss Salzwasserkrokodile gibt. Und mit denen ist nicht gut Kirschen essen, schließlich werden diese Fressmaschinen über 5 Meter lang und über eine Tonne schwer!!! Dies verraten überall aufgestellte Warnschilder. Vom Ufer fischen ist zu also gefährlich und hatte sich somit erledigt.





Am Cape Tribulation angekommen war leider auch nicht genügend Zeit um die Fischerei ausgiebig zu genießen. Dies soll aber kein Wehmutstropfen sein, da ich die wunderbare Unterwasserwelt des Great Barrier Reef erleben durfte und in einer wunderbaren Unterkunft direkt im Regenwald mit einem traumhaften, menschenleeren Sandstrand am Cape Trib direkt nebenan übernachten durfte.





Ich glaube ich habe noch nie so gut geschlafen… Nachts die Geräusche der Tiere im Regenwald gepaart mit dem Meeresrauschen…Wahnsinn!!! Meine ersten Würfe am australischen Pazifik habe ich hier am Cape Trib gemacht. Für ca. 1-2 Stunden versuchte ich vom Strand etwas ans Band zu kriegen. Außer einigen Nachläufern und Anfassern von Fischen, die ich in der Dämmerung nicht erkennen konnte, blieb nichts hängen. Die Bugwellen, die ab und zu austauchten, als ich die Fliege aus dem Wasser nahm, waren allerdings nicht so ganz ohne. Wer weiß, wer da interessiert hinterher geschwommen war?



Am nächsten Tag auf der Rückreise Richtung Cairns stand ein Highlight auf dem Programm. Ich hatte mir in einer Broschüre einen örtlichen Bootsverleih ausgeguckt und wollte am Daintree River den Barramundis nachstellen. Vor Ort am Fluss machte sich die Ernüchterung breit, da die Dame am Telefon der Vermietung einige Stunden gebraucht hätte um das Boot vorbei zu bringen, und selbst dazu hatte sie auch nicht die richtige Lust. Alle weiteren Anbieter waren mit Ihren Booten nicht für Fliegenfischer ausgelegt. Also musste ich mich wohl oder übel vom Barramundi fischen verabschieden. Schade, denn dieser Fluss ist einfach ein Traum!!!





Somit blieb nicht viel über, als die Reise fort zu setzen. Auch wenn es bisher „anglerisch“ nicht wirklich befriedigend war, so muss man sagen, dass dieses Land so viel andere Möglichkeiten bietet, und der Frust ganz schnell wieder verflogen war. Wer mit Auto schon einmal durch beeindruckende Länder wie zum Beispiel Norwegen gefahren ist, der weiß wie schnell die Zeit verfliegt, wenn man eine facettenreiche Landschaft genießen kann. Ich war schon oft in Norwegen und war jedes Mal begeistert, jedoch ein Land wie Australien, und vor allem Queensland, habe ich noch nie gesehen.
Doch zurück zum Fliegenfischen… Schließlich wollte ich noch erzählen, wie es mit der Fliegengerte im Gepäck weiter ging. Die nächste Gelegenheit zu Fischen hatte ich in Townsville. Hier ging es erstmal in den Tackle Shop, Eigentlich wollte ich nach einem Guiding fragen, doch der Besitzer des Shops meinte nur, dass ich mich bei auflaufendem Wasser im Mündungsbereich des in Townsville mündenden Ross River ans Ufer stellen sollte. Da würde alles gehen. Travellys, Queenies, Barramundi u.v.m. Natürlich fragte ich nach den örtlichen Krokodilpopulationen, aber der Aussie lachte nur und meinte hier in der Stadt wär es sicher. Er beschrieb mir den Weg und am nächsten Mittag stand ich am Wasser. Leider war ich etwas zu früh dran, da es erst gegen Abend auslaufendes Wasser geben würde. Gegen Abend wollten wir aber schon im ca. 200km entfernten Airlie Beach sein. Also blieben nur Stunden zum Fischen gegen Mittag. Obwohl ich in der Nähe des Hafens fischte war die Stelle sehr schön. Einige Mangrovenecken, schlammig, sandiger Grund und glasklares, türkisbaues Wasser. Ich suchte mir eine Steinschüttung aus begann zu fischen. Nach einiger Zeit konnte ich einen australischen Tarpon (ca. 50-70cm groß) beobachten, wie er mehrfach meinen Surfcandy attackierte. Wahnsinn!!! Da, eine erneute Attacke, Anhieb und… Daneben!!! Das war zu früh!!! Mist!!! Vorerst tat sich nichts mehr. Ich begann eine weitere Stelle ein wenig weiter Richtung Hafen anzuwerfen. Leider verfing sich die Schnur ständig in den mit Seepocken bewachsenen Steinen. Ich musste die Schnur erst enttüddeln. Ich hob die Rute an und dachte zuerst an einen Hänger, doch der Hänger setzte sich plötzlich in Bewegung. Die Rute war komplett krumm und der Fisch ging sofort ins Backing. Was für ein Fisch!!! Ich hatte dieser Power nichts, aber auch gar nichts entgegen zu setzen. Nach kurzer Zeit, ohne das ich überhaupt wusste, mit wem ich es zu tun hatte, schwamm der Fisch auf mich zu. Ich bekam, wie es dann halt so ist, die Schnur in diesem Tempo nicht unter Kontrolle und der Druck ließ nach. Nachdem ich wieder Druck aufbauen konnte, drehte er wieder um, die Fliege schlitzte aus, und der Fisch meines Lebens verschwand im Ross River… Ich konnte nichts sagen und saß nur da…
Es dauerte lange, bis sich die Stille in eine Vielzahl von Flüchen und Beleidigungen änderte. Was für ein Fisch!!! Was ich da am Band hatte, kann ich nicht sagen. Ich habe keine Ahnung… Der Aussie würde jetzt sagen:“ No worries!!!“ Danach war mir aber nicht!!!
Leider hatte ich keine Zeit mehr um noch weiter zu fischen und das auflaufende Wasser, und die damit verbundene heiße Zeit, auszukosten. Aber diesen Spot sollte man auf jeden Fall gründlich beim nächsten Mal befischen.



Also ging es weiter Richtung Süden. Und ich hatte noch immer keinen Fisch gefangen. Bisher ist irgendwie alles naja, wie soll ich sagen, ich will es mal suboptimal nennen, gelaufen. Ok, bei einer kumulierten Angelzeit von vielleicht 3-4 Stunden ist es auch noch in Ordnung. Aber man hat ja im Vorfeld gedacht…
Ach was soll’s!!! Schließlich ging es ja jetzt zu den Whitsunday Islands!!!
Auf dem Weg nach Airlie beach und ging es zu einigen Wasserfällen, die man in dieser Landschaft irgendwie gar nicht erwartet. Die Wallaman Falls sollte man aber mal gesehen haben als höchsten Wasserfall Australiens mit fast 300m Fallhöhe. Beeindruckend mitten im Regenwald. In Airlie Beach angekommen genossen wir die Whitsundays ín allen Zügen. Wer einen Abstecher hierher machen darf, sollte sich unter keinen Umständen eine Segeltour zum wohl schönsten Strand der Welt entgehen lassen, dem Whitehaven Beach. Der Wahnsinn!!! Auf dem Weg dorthin ging’s nochmal zum Schnorcheln bei allerdings leider trüben Wasserverhältnissen nach einem vor kurzem durchgefegten Taifun.



Ach ja, bei all der Schwärmerei muss ich noch kurz etwas zum „angelrischen Abschluss“ schreiben. Da ich meine Angeltour vor Cairns und am Daintree aus verschiedensten Dingen leider nicht antreten konnte, juckte es mich natürlich in den Fingern, es vor den Whitsundays doch mal zu versuchen. Und tatsächlich viel der Flyer eines Guides in die Hände. Das Boot sagte mir zu und er bot Touren zum Inshorefishing an. Also kurzer Hand mal angerufen und einen Termin ausgemacht. Leider geht Fliegenfischen nur in Verbindung mit einer Vollcharter, was sicherlich platzmäßig ein Vorteil, als finanziell gesehen für einen allein natürlich nicht so ganz ohne ist. Für eine Halbtagestour liegt man so bei ca. 400€. Was soll’s!!! Man kommt nicht alle Tage nach Queensland. Ich konnte sogar meine Frau überreden mitzukommen. Nachdem ich mich mit dem Preis arrangiert hatte, was zugegebenermaßen ziemlich lang dauerte, konnte ich es kaum erwarten. Wie ein kleines Kind auf die Bescherung fieberte ich der Angeltour entgegen. Die Erwartungen waren hoch…
Und so begrüßte uns Guide Ken am nächsten Morgen beim Slippen des mehr als geeigneten Angelboots. Kurz erklärte er uns, was er vor hatte. Keine Ahnung, was er gesagt hat. Hab nicht zuhören können. Ich dachte nur an eine kreischende Bremse und dicke Travellys. Endlich ging es los und Ken steuerte das Boot nach einer kurzen Fahrt in eine wunderschöne Mangrovenbucht.






Wir entschieden uns für eine kleine Auswahl an Poppern, Clouser Minnows, Surf Candys und Crazy Charlies. Die erste halbe Stunde hatte ich 2-3 vorsichtige Anfasser , sonst nichts. Wir trieben mit dem Boot weiter in die Bucht. Das Wasser war flach und glasklar. Der Boden schlammig. Ab und zu konnte man Port Jackson Sharks, die vom Boot aufgescheucht wurden verschwinden sehen. Dann den ein oder anderen Rochen. Meist waren es Honeycomb und Blue Spottet Stingrays. Das war schon ergreifend. Natürlich gab’s auch hier in Flussmündungen Krokodile, war ja klar. Aber Ken erklärte uns, dass es eine ganz einfache Lösung gibt. Wir gehen nicht zu denen ins Wasser und die kommen nicht zu uns ins Boot. Beruhigend!!! Plötzlich sah ich unmittelbar vor dem Boot 2 riesige Carrettschildkröten verschwinden. Wow!!! Schnell die Kamera raus, doch es war zu spät! Meine Frau war natürlich frustriert. Schließlich sind die Schildkröten deutlich faszinierender, als das stupide werfen auf imaginäre Fische. Sie entwickelte aber Ehrgeiz und einen sagenhaften Wurfstil, da sie mit Ihrer Spinrute den Popper nach einiger Zeit direkt an den Mangrovenwurzeln präsentierte.





Und siehe da, so konnte sie nach kurzer Zeit auch ihren ersten „Tree-vally“ haken! Ken meinte nur nachdem ich die Schildkröte gesichtet hatte: „No Worries, you’ll see more!!!“ Und so war es auch. Es war es wahres Naturschauspiel. Überall in der Bucht und ums Boot herum konnte man Schildkröten beobachten. Es war unvergesslich. Übrigens ständig gefischt habe ich auch. Es dauerte nur ein wenig bis ich endlich meinen ersten Travelly haken durfte. Es war ein GT.







Leider hatte seine Statur nichts mit seinem Namen zu tun, da das kleine Kerlchen nur ca. 35-40cm lang war. Ok, was das Drillverhalten angeht schon eher, da der kleine mächtig Rabbatz gemacht hat. In dieser Bucht war nichts mehr los, obwohl wir auflaufendes Wasser hatten und jede Menge Baitfish unterwegs war, ließen die großen Räuber auf sich warten. Also ging es zum nächsten Spot. An dieser Stelle sollte es sowohl Mangrovenspezies, als auch Riffspezies geben. Neben den verschiedenen Stachelmakrelenarten, gab es also auch Möglichkeiten Barramundis, Snapper, Grouper und Coral Seetrouts zu fangen. Ich stellte etwas um und fischte eine Crazy Charlie. Nun lief es deutlich besser.











Nur die Größe der Fische lies etwas zu wünschen übrig. Ich fing einige Parrotfish, einen kleinen Grouper und konnte einige Garfish haken. Eine tolle Fischerei!!! An einem kleinen Unterwasserberg konnte ich dann einen besseren GT haken. Der war zwar nur unwesentlich größer, ging aber ins Backing und war wunderschön gezeichnet. Dann lief nicht mehr viel und wir versuchten es an einer Landspitze zum offenen Pazifik hin. Hier sollte es endlich die dicken Brummer geben. Allerdings leider nicht für mich. Da lief rein gar nichts. Auf einigen anderen Angelbooten, die mit uns die Stelle befischten, konnte auch niemand einen Fisch landen. Die Zeit ging langsam dem Ende entgegen, auch wenn ich es nicht wahr haben wollte. Auch wenn die Fischerei an diesem Tag nicht so erfolgversprechend war, so war sie für mich dennoch unvergesslich. Auf dem Weg zurück nach Airlie Beach befischte ich noch einen Unterwasserberg und fing noch einige Yellowtail, sowie einen schönen Queenfish von ca. 40cm.







Den großen Bruder konnte ich auch noch bewundern. An diesem Berg raubte die ganze Zeit ein gewaltiger Queenfish von ca. 1m Länge!!! Leider hielt er nicht viel von meiner Fliegenauswahl. Ist vielleicht auch besser, da er sicher Kleinholz aus meinem Tackle gemacht hätte. Tja, und dann war sie zu Ende meine Angeltour. Aber Wehmut machte sich nicht breit. Sicher hätte ich gern Fische gefangen, die ein wenig größer gewesen wären, aber die Eindrücke und Tiere, die wir auf dieser Tour erleben durften, waren einfachbeeindruckend und jeden Cent wert. Von der restlichen Reise brauche ich nicht viel zu schreiben, da ich nicht mehr gefischt habe. Als Fazit bleibt also für den ambitionierten Fliegenfischer festzuhalten, dass einem auch in Australien die Barramundis und Travellys nicht ins Boot springen und man sich auch hier die Fische erarbeiten muss. Das erarbeiten macht allerdings in diesem Land verdammt viel Spaß und kann ich jedem nur empfehlen!!! Und eins ist sicher, ich komme wieder. Und dann nur zum Fischen!!! Schließlich habe ich in insgesamt 8-9 Stunden Angelzeit einiges erlebt…